Geschichte der Wallfahrt
Der Ursprung der Verehrung des kostbaren
Blutes Christi in Walldürn fällt in das 14. Jh. Es war um das Jahr
1330, dass der Priester Heinrich Otto in der Feier der Hl. Messe nach
der Wandlung versehentlich den Kelch umstieß. Das Heilige
Blut des
Heilandes in der Gestalt des Weines ergoss sich auf das Korporale, ein
Leinentuch von der Größe einer Serviette, das auch heute noch als
Unterlage für Kelch und Hostienschale bei der Hl. Messe benutzt wird.
Auf ihm bildete das ausgeflossene Kostbare Blut des Heilandes
blutigrot die Gestalt des gekreuzigten Christus.
Aus Scham versteckte er das Korporale
im gemauerten Altar. Erst auf dem Sterbebett bekannte er seine
Unachtsamkeit und man fand tatsächlich das Korporale.
1408 wurde das Korporale dem Bischof
von Würzburg überreicht mit der Bitte, in Walldürn das Kostbare Blut
Christi verehren zu dürfen. Die Gestalt Jesu mit ausgebreiteten Armen
und die 11 Veroniken (Gesichter Jesu) waren noch deutlich zu erkennen.
Seitdem gibt es mit kirchlicher
Erlaubnis die Heilig-Blut-Verehrung in Walldürn. Wenig später wurde
diese Genehmigung
von Papst Eugen IV bestätigt.
Noch 1950 war auf dem inzwischen hinter
das Korporale gelegten Schutztuch unter der Bestrahlung mit einer
Quarzlampe die Gestalt des Gekreuzigten zu erkennen. Damals hat man
diese sensationelle Entdeckung in einer Fotografie festgehalten.
Im Laufe der
Zeit wurde Walldürn auch im Kölner Raum bekannt. Ging die
"Kölner Fußwallfahrt" ursprünglich von St. Peter in Köln aus, so wird
es jedenfalls seit jeher überliefert, begann sie mindestens zu Beginn
des 18. Jh. in Urbach. In der Chronik schreibt Pfarrer Gilson
(1766-82) sehr viel über die Wallfahrt nach Walldürn.
Für ihn ist der Beginn in Urbach nicht
mehr feststellbar. Der Brudermeister Adam Koch aus Porz schreibt 1842
an den Kölner Bischof, die Wallfahrt sei schon 300 Jahre alt und
beginne seit 200 Jahren in Urbach. Jedenfalls kann der Beginn in
Urbach mindestens auf das ausgehende 17. bzw. das beginnende 18. Jh.
datiert werden. Bei der Angabe "St. Peter" handelt es sich vielleicht
um den Dom, der als Kölner Wahrzeichen ja auch dem heiligen Petrus
geweiht ist.
Möglicherweise ist ein Verbot der
Wallfahrt in Köln Anlass für die Pilger gewesen, sich trotzdem auf den
Weg zu machen und in der ersten Kirche auf ihrem Weg Richtung
Frankfurt, also in St. Bartholomäus in Urbach einzukehren und dort die
Wallfahrt offiziell zu beginnen.
Träger der Wallfahrt ist heute die über
3.000 Mitglieder zählende Bruderschaft vom
Kostbaren Blut, die Pfarrer
Schmitz
1932 gründete. Der Kölner Bischof hat dann in den Satzungen
festgelegt, dass der jeweilige Pfarrer von Urbach Präses
dieser Bruderschaft ist. Zusammen mit einem 15-köpfigen Vorstand ist
er verantwortlich für die Bruderschaft und
deren wichtigstes Unternehmen, die jährliche Fußwallfahrt nach
Walldürn.
Ein alter Gebetszettel im Heimat- und
Wallfahrtsmuseum von Walldürn, der am Beginn des 17. Jh. entstanden
ist, weist eine frühe Verbindung zwischen Köln und Walldürn auf.
Trotzdem sind die Anfänge unserer
Wallfahrt nicht genau zu terminieren. Manchmal wird das Jahr 1615,
manchmal
1648 als Beginn der Wallfahrt angegeben. Jedenfalls liegt der Beginn
noch im 17. Jh. und die Bruderschaft datiert
ihn seit jeher mit dem Ende des dreißigjährigen Krieges. Die
Geschichte weiß zu berichten, dass es im Barock
manchmal bis 5000 Pilger waren, die den beschwerlichen Weg auf sich
nahmen. In der Zeit der Aufklärung wurde das
Wallfahren stark behindert, zum Teil verboten, so dass die Zahlen sehr
stark rückläufig waren. Dass die Wallfahrt einmal ganz
ausgefallen wäre , ist nicht überliefert. Selbst 1945, kurz nach Ende
des 2. Weltkrieges haben noch 3 Personen den Weg
nach Walldürn unter größten Schwierigkeiten auf sich genommen. Dann
stieg die Zahl aber wieder und hielt sich
bis etwa 1972 bei ca. 100, mal mehr, mal weniger. Seitdem stieg die
Zahl der Pilger rapide an und ab 1985 waren es
immer mehr als 600. Jeweils am Montag nach Dreifaltigkeit, einen Tag
nach der offiziellen Eröffnung der Wallfahrtswochen in Walldürn,
werden die "Kölner" als erste der großen Fußwallfahrten am Eingang von
Walldürn feierlich empfangen. |